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Im Landkreis Gotha ist das Thema Wasserkraft
brandaktuell. Das liegt vor allem an dem geplanten
Pumpspeicherwerk in Tambach-Dietharz. „Dabei
gehört Thüringen zu den trockensten Regionen
Deutschlands“, erklärt Diplom-Ingenieur Jens Pe-
ters, der maßgeblich an der Projektentwicklung des
Pumpspeicherwerkes beteiligt ist. Hier regnet es
durchschnittlich deutlich weniger als in Gesamt-
deutschland, aus diesem Grund gehört Thüringen
auch zu den an Talsperren reichsten Bundesländern.
Im Thüringer Wald ist die Niederschlagsrate am
höchsten, deshalb gruppieren sich am Nord- und
Südhang Talsperren und sammeln vor allem im
Winter bei der Schneeschmelze Wasser für den
Sommer, wenn das Grundwasser ausgeht.
Mit Wasserkraft in
Richtung Energiewende
F
.
ür den Bau eines Pumpspeicher-
werkes im Landkreis Gotha hat das
Stadtwerkenetzwerk Trianel die Schmal-
wassertalsperre in Tambach-Dietharz
im Visier, die 1995 eingeweiht und
ursprünglich als Trinkwassertalsperre
konzipiert wurde. Damit ist sie die
jüngste Talsperre Thüringens und stellt
die letzte Ausbauetappe eines Talsper-
renensembles dar, welches bereits vor
dem Zweiten Weltkrieg entwickelt wur-
de. Zu dem Ensemble gehört außerdem
die Lütschetalsperre, die ursprünglich
von der Reichsbahn für die Versorgung
ihrer Dampflocks mit kalkarmem Was-
ser genutzt wurde. Bereits in den sech-
ziger Jahren wurde sie aufgegeben und
wird heute als Badesee mit anliegen-
dem Campingplatz genutzt. Das Herz-
stück des Systems ist die Ohratalsperre.
Sie wurde 1965 eingeweiht und ver-
sorgt bis heute den mittleren Thüringer
Raum mit Trinkwasser. Da vor der Wen-
de das Wasser sehr günstig und die
Rohrnetze in einem schlechten Zustand
waren, war der Wasserverbrauch so
hoch, dass die Ohratalsperre allein
nicht mehr zur Versorgung ausreichte.
Aus diesem Grund wurde die Schmal-
wassertalsperre konzipiert und erst
nach der Wende eingeweiht. Heute wie-
derum ist der Wasserverbrauch in Thü-
ringen wieder geringer, denn nach der
Wende wurden die Rohrnetze saniert,
die Menschen erneuerten ihre Amatu-
ren und sparten auch aus Kostengrün-
den Wasser. Es war abzusehen, dass die
Schmalwassertalsperre nicht mehr not-
wendig wäre, um den Wasserverbrauch
der Region abzudecken. Bevor sie im
Jahr 2005 vom Netz genommen wurde,
hat sie jedoch noch einen wichtigen
Beitrag geleistet: Sie diente Ende der
neunziger Jahre als alleinige Trinkwas-
sertalsperre, da in dieser Zeit die Ohra-
talsperre geleert und gänzlich saniert
wurde. Die Intelligenz des Talsperren-
systems besteht darin, dass man das
Wasser mittels Überleitungen aus der-
selben Quelle in die Ohra- oder in die
Schmalwassertalsperre leiten kann. Die
Wasserqualität in beiden Anlagen ist
gleich hoch.
Seit der Stilllegung hat die Schmalwas-
sertalsperre zwei Funktionen. Sie dient
zum einen dem Hochwasserschutz, zum
anderen produziert sie durch eine Tur-