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bine, die permanent läuft, eine – wenn
auch verhältnismäßig kleine – Menge
Strom, der ins Netz eingespeist wird.
Bei der Suche nach einer weiteren Nut-
zungsmöglichkeit kam die Thüringer
Fernwasserversorgung, in deren Eigen-
tum die Anlage liegt, mit dem Stadtwer-
kekonsortium Trianel in Kontakt. Es
entwickelte sich die Idee, die Schmal-
wassertalsperre als Unterbecken für ein
Pumpspeicherwerk zu nutzen.
So ein Pumpspeicherwerk funktioniert
im Prinzip ganz einfach“, erklärt Peters.
Mit Strom, den man aus dem Netz be-
zieht, wird das Wasser mittels Pump-
turbinen in Kavernen in ein Oberbecken
gepumpt. Wenn das Wasser wieder he-
runter gelassen wird, entsteht durch
Turbinierung Strom.“ Mit einem Wir-
kungsgrad von 80 Prozent und mehr
sind Pumpspeicher bis heute die effi-
zientesten Stromspeicher. Vor dem Hin-
tergrund der regenerativen Energien
sind sie ein wichtiger Regulator für das
Netz. „Das Stromnetz ist sehr sensibel,
es müssen immer 50 Hertz gehalten
werden.“ Was an Strom also aus dem
Netz abgenommen wird, muss auch
wieder hinein gelangen, damit das Gleichgewicht sta-
bil bleibt. Anderweitig würde das einen Netzausfall
bedeuten. „Mit der Energiewende wird der Einsatz von
Speichersystemen als Regulatoren immer wichtiger.“
Das Pumpspeicherwerk kann bei Bedarf Strom gene-
rieren und ins Netz einspeisen, wenn er gebraucht
wird. Der Verkauf dieser sogenannten Regelenergie
trägt zur Wirtschaftlichkeit der Anlage bei.
Die Trinkwasserversorgung ist bereits heute ohne die
Schmalwassertalsperre gewährleistet und wird auch
in Zukunft ohne sie möglich sein. In Thüringen gibt es
elf Trinkwassertalsperren, von denen momentan nur
fünf am Netz sind. Um den Mittelthüringer Raum mit
Fernwasser zu versorgen, reicht die Ohratalsperre voll
und ganz aus. Dank der Vollsanierung ist die Anlage
in einem sehr guten Zustand.
Für die Errichtung des Pumpspeicherwerks ist eine
Reihe von Baumaßnahmen erforderlich. Obwohl die
Naturschützer dem Projekt grundsätzlich offen gegen-
über stehen und der Standort optimal geeignet ist,
stößt das Vorhaben bei einigen Anwohnern südlich
gelegener Ortschaften zum Teil auf Widerstand. „Ein
Streitpunkt ist die Nähe des Oberbeckens zum Renn-
steig“, sagt Peters, der die Diskussion als gebürtiger
Thüringer nachvollziehen kann, denn der Rennsteig
hat in Thüringen eine besondere Bedeutung und ist
ein beliebtes Ausflugsziel von Touristen. „Aber Trianel
hat das Projekt so konzipiert, dass
das Becken vom Rennsteig aus gar
nicht zu sehen sein wird“, zudem ist
Bedingung für das Bauvorhaben, dass
der berühmte Wanderweg von Bauar-
beiten vollständig verschont bleibt. An-
sonsten ist die Talsperre ideal für das
Projekt geeignet. Vorteilhaft ist, dass
der Felsausbruch aus den unterirdi-
schen Stollen im Talsperrenbecken ver-
bleiben kann. Das Oberbecken wird im
so genannten Massenausgleich gebaut:
Der Bodenaushub wird vollständig zum
Dammbau verwendet und muss nicht
abtransportiert werden. Das oberhalb
der Talsperre bis zum Rennsteig rei-
chende Trinkwasserschutzgebiet bleibt
erhalten. Die Anlage kann so optimiert
werden, dass viele Eingriffe und Bau-
arbeiten erspart bleiben, aber ganz oh-
ne geht es eben auch nicht.
Um die Energiewende zu gewährleis-
ten, brauchen wir einen Mix aus vielen
kleinen wie großen Beiträgen. Und das
Pumpspeicherwerk ist einer von den
Beiträgen, die wir leisten können.“ Auch
wenn sich der Prozess bis zur Umset-
zung und Fertigstellung des Projektes
noch über zehn Jahre hinziehen kann,
ist diese Maßnahme für den Landkreis
Gotha ein wichtiger Schritt in Richtung
Energiewende. (me)
Fotos: Seggy (strassenblick)