14
Becken sollen mit einem unterirdischen
Stollensystem verbunden werden.
Durch die innen liegenden mächtigen
Rohre mit der Dimension von U-Bahn-
Schächten fließt das Wasser. Die Emis-
sionen im Betrieb: gleich Null. Auch das
Pumpwerk sowie die Turbinen werden
im unterirdischen System untergebracht.
Die Höhendifferenz zwischen Ober- und
Unterbecken beträgt 300 Meter.
Die Stadträte in Tambach-Dietharz und
Ohrdruf sowie der Gemeinderat Grä-
fenhain haben 2011 einstimmig be-
schlossen, die Untersuchungen zur
Umsetzung des Projekts positiv zu be-
gleiten. Sie wären vom Bau des Mega-
Projekts unmittelbar betroffen. Das
Raumordnungsverfahren wurde im Ja-
nuar 2012 auf der Antragskonferenz in
Weimar eingeleitet. Ingrid Möller, Bür-
germeisterin von Gräfenhain, begrüßt
das Vorhaben der Trianel: „Der Umbau
der Energieversorgung beginnt vor Ort.“
Aber auch wirtschaftlich hat das Vor-
haben positive Auswirkungen auf die
Kommunen. Gewerbesteuereinnahmen,
zu erwarten sind jährlich deutlich über
eine Million Euro, ermöglichen den Ge-
meinden neue Gestaltungsspielräume.
Für die Thüringer Fernwasserversor-
gung TFW hat die Kooperation mit den
Stadtwerken ebenfalls Vorteile. „Das
Projekt bietet uns die Möglichkeit, neue
Geschäftsfelder zu erschließen“, beton-
te Ralf Rauch, Geschäftsführer der Thü-
ringer Fernwasserversorgung als Eigen-
tümerin der Schmalwasser-Talsperre,
auf einer Pressekonferenz im Wirt-
schaftsministerium. Und auch der Tou-
rismus könnte vom Vorzeigeprojekt
Wasserspeicherkraftwerk profitieren.
Nach Einschätzung verschiedener Ex-
perten könnte das Kraftwerk zur Attrak-
tion am Rennsteig werden. Dort könn-
ten etwa Lehrpfade entstehen, die
Besuchern hautnah die Energiewende
erleben lassen. Auch eine Aussichts-
plattform mit Blick ins Thüringer Be-
cken ist im Gespräch.
Trianel nimmt Kritik ernst
Trotz der unbestrittenen Vorzüge, un-
umstritten ist das Projekt nicht. Kritiker
des riesigen Projektes machen sich Sor-
gen um das Waldgebiet am Rennsteig
und den Rennsteig selbst. Ein künstlich
angelegtes Oberbecken würde ohne
Zweifel das Gesicht der Landschaft ver-
ändern. Der technische Projektleiter Dr.
Christoph Schöpfer räumt ein, dass rund
80
Hektar an Wald verloren gingen.
Ökologischer Ausgleich würde aller-
dings mit neuen Anpflanzungen ge-
schaffen. „Der Rennsteig selbst wird
weder in der Bauphase noch im Betrieb
tangiert“, versichert Schöpfer, „aufgrund
der besonderen Bedeutung des histori-
schen Wanderwegs haben wir das Be-
cken selbst an der schmalsten Stelle
100
Meter vom Rennsteig abgesetzt.“
Aber auch vermeintlich kleinere Prob-
leme sind den Bürgern wichtig, so der
Trianel
Deutschlands größtes Netzwerk
unabhängiger Stadtwerke
Mit über 100 Gesellschaftern und Netzwerk-
Partnern bündelt Trianel die Interessen von
unabhängigen Stadtwerken und kommunalen
Energieversorgern. Jedes zehnte Stadtwerk in
Deutschland ist in diesem Netzwerk aktiv, zu
den zehn wichtigsten Gesellschaftern zählen
die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck. Die
Trianel-Gesellschafter eint, dass sie alle im
Mehrheitsbesitz ihrer Kommunen sind. Stadt-
werke, die von Konzernen beherrscht werden,
können keine Anteilseigner werden. Rund drei
Milliarden Euro hat die Aachener Stadtwerke-
Kooperation seit ihrer Gründung 1999 in
hocheffiziente konventionelle und regenera-
tive Kraftwerke investiert. In Nordrhein-West-
falen steht Trianels erstes Kraftwerk, das Gas-
und Dampfturbinenkraftwerk in Hamm, das zu
den modernsten Kraftwerken in Deutschland
zählt. In der Nordsee vor der ostfriesischen
Küste ist der Trianel Windpark Borkum in Bau,
auch in der Lutherstadt Eisleben in Sachsen-
Anhalt investiert Trianel in Wind. Die Leitidee
und der Auftrag der Trianel GmbH ist es, als
Netzwerk die Wettbewerbsfähigkeit kommu-
naler und regionaler Versorgungsunterneh-
men im Energiemarkt zu stär-
ken. Denn nur starke Stadt-
werke, so das Credo, können ih-
re Unabhängigkeit bewahren.