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Was die Energiegewinnung in Form von Windkraft betrifft, so liegt der Landkreis Gotha im Freistaat weit vorn, denn Thüringen hat
insgesamt gerade einmal 0,3 Prozent der Landesfläche zur Nutzung für Windenergie ausgewiesen und verschenkt damit derzeit noch
großes Potential in dieser Branche. Während sich andere Regionen überwiegend auf Solarenergie konzentrieren, gibt es im Gothaer
Landkreis bereits mehrere Windparks.
Frischer Wind vom
langen Silberpfeil
Die modernen „Spargeltürme“ stehen zum Beispiel in Schwab-
hausen, Tüttleben, Teutleben und in der Region Wangenheim-
Hochheim-Ballstädt, wo sich einer der größten Windparks Thürin-
gens befindet. Der Bau dieses Windparks erfolgte in mehreren
Abschnitten. Bereits vor der Energiewende, im Jahr 1999/2000, wur-
de der erste Teil des Parks in Betrieb genommen und ist mit umwelt-
freundlichem und CO
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neutralem Strom ans Netz gegangen. Im Jahr
2006
wurde der zweite Bauabschnitt ans Netz angeschlossen.
Insgesamt stehen auf den Feldern bei Wangenheim, Hochheim,
Wiegleben und Ballstädt derzeit 47 Windkraftanlagen, die mit ihrer
Stromproduktion bereits jetzt 20 Prozent des Bedarfs im Landkreis
abdecken können. Und der Windpark wächst kontinuierlich weiter.
Die Windanlagen sind im Landkreis Gotha schon so zur Normalität
geworden, dass sich kaum jemand daran stört. Im Gegenteil: Sie sind
beinahe schon ein Wahrzeichen für Fortschritt und Umweltfreund-
lichkeit geworden. Und wer in den Windparks spazieren geht, wird
feststellen, dass auch der Lärmpegel längst nicht so hoch ist, wie oft
vermutet. Nicht nur die Umwelt profitiert vom Windpark Wangen-
heim-Hochheim, auch die umliegenden Dörfer haben durch die
Ausgleichsmaßnahmen des Betreiberunternehmens BOREAS einen
direkten Gewinn. In Wangenheim beispielsweise wurde mit den fi-
nanziellen Mitteln der Betreiber der „Rote Hof“ saniert. Der Wangen-
heimer Gutshof diente vor der Wende als LPG und stand seitdem
leer, wodurch der Verfall einsetzte. Inzwischen wird das wieder her-
gerichtete Gebäude als Dorfgemeinschaftshaus genutzt. Hier finden
beispielsweise die Dorfjugend, die freiwillige Feuerwehr und ver-
schiedene Veranstaltungen ihren Platz.
Im Nachbardorf Hochheim wurden die finanziellen Ausgleichsmittel
ebenfalls gut angelegt. Dort wurde in einen neuen Sportplatz inves-
tiert. BOREAS möchte sein soziales Engagement gerne noch weiter
ausbauen. Aktuell arbeitet das 1990 gegründete Unternehmen mit
der Landesregierung und interessierten Gemeinden an Möglich-
keiten, um bei neuen Windparkprojekten eine noch intensivere Zu-
sammenarbeit mit dem Land, den Kommunen und ihren Anwohnern
sicherzustellen.
BOREAS hat es in der Region Wangenheim geschafft, für alle Be-
teiligten das Beste aus dem Projekt heraus zu holen. Durch die von
Anfang an offene und transparente Kommunikation möchte das
Unternehmen das Interesse der Bürger an der Windenergie wecken,
Windkraft braucht Fachkraft
Auch der Windkraftanlagenhersteller ENERCON hat den Landkreis Gotha für sich entdeckt. Noch in diesem Jahr entsteht in der Kreisstadt
ein neues Logistikzentrum. Damit wird Gotha zum zweiten Logistikstandort für den Windenergieriesen, denn bisher versorgt das ENER-
CON-Logistikzentrum in Aurich die Service- und Aufbauteams des Unternehmens allein mit Ausrüstung, Material und Ersatzteilen. Da sich
die Warenausgangsleistung dort in den vergangenen Jahren fast verdreifacht hat – Tendenz steigend – ist der neue Standort eine Reak-
tion auf das kontinuierliche Wachstum der Branche. Mittlerweile betreut der Service über 19.000 Windenergieanlagen weltweit. Darüber
hinaus will der ENERCON-Service am Standort Gotha in den kommenden Jahren ein Schulungszentrum errichten. Hier sollen Service- und
Aufbaumonteure geschult werden. Bis zum Jahr 2013 investiert das Unternehmen mehrere Millionen Euro in den neuen Standort. ENER-
CON schafft in Gotha damit etwa 80 neue Arbeitsplätze. (bo)