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Herr Kuntzsch, aktuell gibt es viele Diskussionen über die großen
Kosten der Energiewende und den Einfluss auf die Umwelt. Wie
positioniert sich BOREAS bei diesem Thema?
Leider wird in der öffentlichen Wahrnehmung selten das Gesamtbild
gezeichnet. Diskussionen drehen sich zumeist um Teilbereiche und
Ausschnitte, wo meiner Meinung nach ein Blick auf das große Ganze
sinnvoll wäre. Natürlich verursacht die Energiewende große Kosten,
aber der massenhafte Import von fossilen Energieträgern ist auch
nicht kostengünstig und wird bei dem immer noch steigenden Ener-
giehunger in der Welt auch noch teurer werden. Von den Kosten der
Umweltbelastung möchte ich hier gar nicht sprechen. Umgekehrt
bringt die regionale Energiegewinnung neue Einnahmequellen für
Firmen, Gemeinden und Anwohner und schafft gerade in ländlichen
Gebieten neue Arbeitsplätze.“
Gerade in Thüringen gibt es großen Widerstand gegen neue Über-
landleitungen. Dies dürfte für Sie auch ein Problem sein?
Nein, wir verstehen die Bedenken und teilen diese auch. Wir sind
der Meinung, dass der Strom möglichst dort produziert werden soll,
wo er auch verbraucht wird. Also in Thüringen für Thüringen. Ein
großer Teil der angekündigten neuen Höchstspannungstrassen wird
doch benötigt, um den auf dem offenen Meer erzeugten Strom in
den Süden zu transportieren. Für uns stellt die Offshore-Windnut-
zung keine Alternative dar, da hierbei die Stromerzeugungskosten
mit 17 Cent je Kilowattstunde heute schon höher sind als bei der
Sonnenergienutzung, die mit 13 Cent vergütet wird. Außerdem kom-
men dann diese teuren und aufwändigen Höchstspannungs-Strom-
trassen dazu, deren Kosten ebenfalls den Stromverbrauchern aufer-
legt werden sollen und die sich dann wie Schneisen von Nord nach
Süd durchziehen. Wo neue Trassen notwendig sind, sollten meiner
Meinung nach Erdkabeltrassen als Alternative untersucht werden.“
Und das ist bei regionaler Erzeugung anders?
Die Nutzung der heimischen Windenergiequellen führt bei Gesteh-
ungskosten von etwa neun Cent je Kilowattstunde zu einer Stabili-
sierung der Strompreise für die Bürger. Im Gegensatz zur weiteren
Monopolisierung der Stromerzeugung durch milliardenteure Wind-
kraft-Offshoreprojekte bietet die regionale Stromerzeugung die
Chance, eine Demokratisierung und Dezentralisierung des Strom-
marktes zu erreichen.“
Meinen Sie, dass eine Deckung des
Strombedarfs regional möglich ist?
Was ist dafür zu tun?
Ja, natürlich. Im Landkreis Gotha
zum Beispiel sind wir auf dem besten
Weg. Rechnerisch werden bereits 20
Prozent des Gesamtenergiebedarfs
alleine durch die BOREAS-Windener-
gieanlagen gedeckt. Bis 2030 ist es
realistisch, den gesamten Strombe-
darf Thüringens durch sauberen, lo-
kal erzeugten Ökostrom zu decken.
Dafür ist eine Vergrößerung der aus-
gewiesenen Windeignungsgebiete
von derzeit 0,3 Prozent auf ein bis
zwei Prozent der Landesfläche nötig.“
Aber der Wind weht nicht immer
dann, wenn Strom benötigt wird.
Wie wollen Sie das lösen?
Die Speicherung der Energie ist noch
eine Herausforderung, an der auch BOREAS aktiv arbeitet. Ich den-
ke, hier ist eine Kombination verschiedener Methoden und Ansätze
sinnvoll. Einmal gibt es immer mehr Batteriespeicher, die für
Privathaushalte Strom aus deren Photovoltaik-Anlage speichern kön-
nen. Damit kann die Nachfrage der Privathaushalte abgepuffert wer-
den. Eine Option im größeren Stil, die BOREAS aktuell in Thüringen
entwickelt, ist die Elektrolyse, bei der mit Hilfe von Windstrom und
Wasser Wasserstoff erzeugt wird. Damit können wir Wind- und
Sonnenenergie in Form von chemischer Energie speichern. Der
Wasserstoff kann dann durch die Anbindung von Kohlendioxid zu
Methan – praktisch natürliches Erdgas – weiter veredelt und somit
als ‚Thüringer Windgas‘ in das Erdgasnetz eingespeist werden. Da-
mit wäre der Freistaat ein Vorreiter der Energiewende weltweit.“
Kritisch gefragt: Was haben die
Thüringer davon?
Da sind einerseits die bereits ge-
nannten Punkte wie zusätzliche fi-
nanzielle Einnahmen, stabile Strom-
preise, eine sauberere Umwelt,
regionale Wertschöpfung und Ar-
beitsplätze vor Ort. Außerdem bietet
BOREAS für Anwohner die Möglich-
keit, durch verschiedene Beteili-
gungsangebote vom wirtschaftlichen
Erfolg zu profitieren. Wir haben einen
Genussschein aufgelegt, bei dem
Privatpersonen investieren, die Ener-
giewende aktiv mit vorantreiben, und
gleichzeitig eine attraktive Rendite
erzielen können. Daneben ist es auch
möglich sich direkt an einem Wind-
parkprojekt zu beteiligen und damit
selbst Energieerzeuger zu werden.“
Investitions- und Beteiligungsangebote
Erneuerbare Energien sind ein interessanter
Wachstumsmarkt mit vielen Investitionsmög-
lichkeiten. BOREAS ist dabei ein regionaler
Anbieter, der das angelegte Geld lokal inves-
tiert. Angeboten wird ein Genussschein mit ei-
ner jährlichen Verzinsung von sieben Prozent
und einer Laufzeit von maximal zehn Jahren.
Eine Kündigung ist dabei jährlich bereits ab
dem 31.12.2016 möglich. Anleger können ab
5.000
Euro Anlagesumme investieren und da-
mit den Ausbau der erneuerbaren Energien
durch BOREAS unterstützen. Außerdem bietet
BOREAS auch die Möglichkeit, sich durch eine
Direktinvestition an einem Windpark als Kom-
manditist zu beteiligen. Detaillierte Informa-
tionen unter Telefon (0351) 8850739 oder
per Mail an
Jörg Kuntzsch, Gründer und Geschäftsführer von BOREAS,
nimmt Stellung zur Energiewende und den Unternehmenszielen.
Fotos: Seggy (strassenblick), BOREAS