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Vom Landwirt
zum Energiewirt
Die Grabsleber Biogasanlage wurde des Öfteren schon als die ‚Betonkuh von Grabs-
leben‘ bezeichnet“, sagt Daniel Zapfe, leitender Mitarbeiter der Anlage. Täglich wer-
den die drei vorderen Silokammern mit zirka 100 Tonnen Pflanzensilage befüllt. Die
Silage ist ein Mix aus 80 Prozent Mais und 20 Prozent Ganzpflanzen wie Roggen und
Korn. Die Pflanzen kommen aus einem Umkreis von maximal zwölf Kilometern und
werden von den beiden landwirtschaftlichen Eigentümerbetrieben geliefert. Bevor die
Maissilage verarbeitet wird, werden 30 Prozent Gülle beigemischt und die Masse da-
durch angereichert. Der Fachmann sagt dazu „füttern“. Ist die Masse dann im Inneren
der „Betonkuh“ angekommen, wird sie gerührt; den Rest der Arbeit erledigen die
Bakterien ähnlich wie in einem Rinderpansen. Allerdings mit einem entscheidenden
Unterschied: Das schädliche Methan, das bei diesem Prozess entsteht, fängt die
Biogasanlage auf und wandelt es in Strom, Wärme und Gas um. Das CO
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wird aus dem
Gas herausgefiltert und zurück in die Atmosphäre entlassen. Übrig bleiben 99 Prozent
Methan, die in Erdgasqualität ins Netz eingespeist werden. Damit werden im Schnitt
650
Kilowatt Strom und 350 Normkubikmeter Gas pro Stunde gewonnen. Was am
Schluss übrig bleibt, sind nährstoffreiche Gärreste, die als Dünger wiederverwendet
werden. Dass dieser Kreislauf nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaft-
lich ist, hat Geschäftsführer Thomas Balling früh erkannt und sich zunutze gemacht.
Wir sprachen mit dem Argrarwirt und Energieproduzenten über Biogasanlagen,
Ressourcenknappheit und die Energiewende.
Wie gut sich die Energieproduktion mit der Landwirtschaft kombinieren lässt, weiß
der Agrarunternehmer Thomas Balling. Im Jahr 1990 war er Mitbegründer des
Landwirtschaftbetriebes BBW in Nottleben. Heute ist er darüber hinaus Geschäfts-
führer einer 2010 in Grabsleben in Betrieb genommenen Biogasanlage. Dafür hat
sich BBW mit dem Agrarunternehmen Grabsleben zusammengeschlossen und die
GraNottGas GmbH gegründet. Die Grabsleber Anlage ist die einzige Biogasanlage
im Landkreis Gotha, die sowohl Gas als auch Strom produziert.
der sich 33 Landwirte beteiligt haben.
Ich war einer davon und bin gleich in
den Beirat gekommen. Dadurch habe
ich erkannt, wie viel Spaß das macht.“
Wie viel Spaß das macht?
Ja, es macht doch Spaß, wenn man
Geld verdient und zudem das Gefühl
hat, man tut dabei etwas Gutes für die
Umwelt. Hier kann man beides mitei-
nander verknüpfen. Man hat Energie
aus der Region, hat betriebswirtschaft-
lichen Erfolg, tut etwas gegen den CO
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-
Ausstoß und entlastet das Düngerkonto
des landwirtschaftlichen Unterneh-
Herr Balling, seit wann sind sie land-
wirtschaftlich tätig?
Ich bin jetzt 49 Jahre alt und bin mit 16
Landwirt geworden.“
Und wann haben Sie den Gedanken
gefasst, in das Geschäft der regenera-
tiven Energie in Form von Biogas ein-
zusteigen?
Meine erste Beteiligung an einer Bio-
gasanlage war im Jahr 2005, in Bad
Neustadt/Saale bei Agrokraft. Dahinter
stand die Idee, Landwirte und erneuer-
bare Energien zusammen zu bringen. Es
wurde eine Gesellschaft gegründet, an
mens, denn die Produktion von Biogas
ist, was die Nährstoffe angeht, ein
Kreislauf. Im Biogasbetrieb wird die ge-
speicherte Sonnenenergie aus dem
Substrat wieder herausgenommen und
die übrig gebliebenen Nährstoffe gehen
wieder auf das Feld zurück. Es ist rund-
um positiv und deswegen macht es im
Endeffekt auch Spaß.“
Sie betreiben auch noch Landwirt-
schaft. Wie groß ist ihr Unternehmen?
Ich bin beteiligt an einem Betrieb mit
1.000
Hektar in Bayern und habe das
landwirtschaftliche Unternehmen BBW
in Nottleben, auch mit 1.000 Hektar.“
Wie stehen Sie neben Biogas zu ande-
ren Arten regenerativer Energie? Ist
das die Zukunft?
Ich denke, in Zukunft wird unser Ener-
giemix nicht mehr so wie vor zehn Jah-
ren aus Erdöl, Erdgas, Kernkraft und
Kohle bestehen, sondern aus vielen un-
terschiedlichen Energieträgern. Das
sind die vier genannten, plus Biogas,
Windenergie, Wasserkraft, Photovoltaik,
Biothermie und so weiter. Um die
Energieversorgung der Welt zu sichern,
wird man alles brauchen. In fünf Jahren
Wir müssen
akzeptieren, dass
die Bevölkerung keine
Atomkraftwerke
möchte.“