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wird Photovoltaik wettbewerbsfähig
sein. Wind ist es jetzt bereits, Biogas,
wenn man es vernünftig umsetzt, auch.
Der Anschub, also Förderung am Anfang,
war wichtig. Jetzt ist die Industrie gefor-
dert, das Angeschobene umzusetzen.“
RWE-Chef Peter Terium ist ja zur Zeit
verstärkt in den Medien präsent, weil
er plant, in die Energiewende zu in-
vestieren und sich nicht am Bau neu-
er Atomkraftwerke beteiligen will.
Was halten Sie von diesem Ansatz?
Das finde ich lobenswert. Ich habe
mich zwar nie für den Atomausstieg
ausgesprochen, weil ich Vertrauen in
deutsche Technik habe. Auf der anderen
Seite müssen wir aber akzeptieren, dass
die Bevölkerung keine Atomkraftwerke
mehr möchte. Da muss man sich diesen
Gegebenheiten stellen. Und wenn RWE
das umsetzt, finde ich das positiv. Die
erneuerbaren Energien sind in den letz-
ten Jahren durch Kleinunternehmen ge-
tragen worden, während die großen
diesen Zug verpasst haben. Jetzt mer-
ken sie, dass es Nachholbedarf gibt,
denn wir sind momentan schon bei über
20
Prozent Strom aus erneuerbaren
Energien.“
Gehen Sie davon aus, dass sich das
Verhältnis der Energieversorger zu
Unternehmern wie Ihnen ändern wird?
Ja. Es kann passieren, dass die Großen
die Kleinunternehmen massiv aufkau-
fen, um sich wieder eine Monopol-
stellung zu erarbeiten. Das wäre scha-
de. Die Art, wie das Erneuerbare-Ener-
gien-Gesetz im Jahr 2004 gestaltet wur-
de, hat Charme – dass jedem Bürger die
Möglichkeit gegeben wurde, Unterneh-
mer zu werden – und sei es mit einer
Fünfkilowattanlage auf dem Hausdach.
Jeder fühlt sich für seine Anlage verant-
wortlich und kann etwas zur Energie-
erzeugung beitragen. Wie mit einer
Biogasanlage.“
Nun gibt es beim Thema Biogas auch
kritische Ansätze. Birgt die Produk-
tion von Biogas nicht die Gefahr, dass
wir in Deutschland bald nur noch
Monokulturen vorfinden?
Das Problem der Monokultur ist in
Regionen Deutschlands ein Thema, das
nicht durch Biogasanlagen hervorgeru-
fen, aber zum Teil verstärkt wurde.
Wenn wir zum Beispiel von der Bio-
gasanlage in Grabsleben sprechen, so
liegt der Maisanbau in der Region bei
sieben Prozent. Somit trägt der zusätz-
liche Anbau für die Anlage sogar noch
dazu bei, die Getreide-Monokultur im
Landkreis Gotha aufzulockern.“
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die
Ressourcenknappheit. Wie begegnen
Sie Vorwürfen, dass es nicht richtig
sei, Lebensmittel zu verbrennen, wäh-
rend in manchen Entwicklungslän-
dern noch Menschen verhungern?
Ich bin seit 33 Jahren Landwirt und
musste mich in dieser Zeit häufig mit
der Frage auseinandersetzen, wieso wir
Bauern überhaupt Geld bekommen. Es
gibt Butterberge, Getreideintervention,
Schweineüberproduktion, Milchseen
und der gleichen mehr, weil zu viele
Nahrungsmittel vorhanden sind. Am
Ende dieses Wirtschaftsjahres werden
wir einen Überschuss an Weizen von
knapp 200 Millionen Tonnen weltweit
haben. Das ist ein Drittel der gesamten
Jahresproduktion. Dass in Afrika Men-
schen hungern, liegt nicht an der Nah-
rungsmittelknappheit. Das Problem ist
die Verteilung. Es bringt nichts, in Eu-
ropa die Nahrungsmittel zu horten und
Afrika kann sie nicht bezahlen.“ (me/sy)
Biogasanlagen im Landkreis Gotha
Hörsel OT Teutleben
Betreiber: Landwirtschaftliches Zentrum
Hörseltal e. G., Mechterstädt
Stromerzeugung: etwa 3.000 MWh/Jahr
Friedrichroda OT Ernstroda
Betreiber: Thüringer Zuchtgenossenschaft Rind e.G.
Stromerzeugung: etwa 2.300 MWh/Jahr
Drei Gleichen OT Grabsleben
Betreiber: GraNottGas GmbH
Stromerzeugung: etwa 3.500 MWh/Jahr
Biogasanlagen – im Bau
Drei Gleichen OT Mühlberg
Betreiber: Biorecycling Spezialerden Produktions-
und Vertriebs GmbH
Schwabhausen
Betreiber: Schwabhäuser Zuchtvieh- und
Qualitätsmilch Becker, Jäkel und Seever GbR
Goldbach
Betreiber: Agrargenossenschaft Goldbach e. G.
Foto: Seggy (strassenblick)