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Erhalt des Wildwasserraftings in Tam-
bach-Dietharz, das aus der Talsperre
gespeist wird. Doch auch das, so Schöp-
fer, wird nicht vom Bau des Pump-
speicherkraftwerks beeinflusst: „Das
Rafting bleibt natürlich erhalten und
wird sogar im Planfeststellungsver-
fahren als Verpflichtung für den Kraft-
werksbetrieb festgeschrieben.“ Nach
Ansicht Schöpfers und seines Kollegen
Hakes ist jede Kritik wert, geprüft zu
werden: „Jede, auch kritische Idee, die
das Projekt verbessern könnte, wird in
die Abwägung einbezogen.“
Die größte Herausforderung ist die
Anbindung des Kraftwerkes an das
Höchstspannungsnetz. Nach einer An-
frage bei den Thüringer Energienetzen
wurde klar, dass eine Anbindung eines
Kraftwerks im 110-kV-Netz in Richtung
Suhl mit einer Leistung von mehr als
200
MW nicht möglich ist. Daher wird in
jedem Fall eine Anbindung an das 380-
kV-Netz notwendig. Hier will Trianel
neue Wege gehen. Die beste Anbin-
dung, so die Techniker, ist nordwestlich
von Gotha möglich. Dort verläuft die
Ost-West-Leitung Erfurt-Vieselbach und
Mecklar. Doch die Überspannung von
Tambach-Dietharz oder Gräfenhain mit
einer 380-kV-Trasse halten Hakes und
Schöpfer für nicht sinnvoll. In wochen-
langen Diskussionen mit Bürgern, Kom-
munalpolitikern und Experten hat
Trianel daher entschieden, eine Erdver-
kabelung vom Kraftwerk bis zum Ge-
werbegebiet Ohrdruf zu beantragen, die
erste dieser Art in Thüringen. Für den
weiteren Verlauf der Stromtrasse ste-
hen mehrere Korridore zur Auswahl, die
noch geprüft werden müssen. Schließ-
lich muss der Riesen-Akku an das
Stromnetz angeschlossen werden.
Runder Tisch in
Tambach-Dietharz
Um ein neues „Stuttgart 21“ zu verhin-
dern, ist Trianel mit seinen Plänen sehr
früh an die Öffentlichkeit gegangen. „Es
ist uns wichtig, möglichst früh nicht nur
die Behörden und die Träger öffentli-
cher Belange, sondern insbesondere
auch die Bürger über das Projekt zu in-
formieren“, bekräftigt Projektleiter Mar-
kus Hakes. Bereits in der Planungsphase
werden die betroffenen Gemeinden und
Bürger miteinbezogen, um den größt-
möglichen Konsens zu erreichen. Auf
einer ganzen Reihe an Bürgerversamm-
lungen hat das Unternehmen bereits
seine Pläne vorgestellt, Fragen beant-
wortet, Kritik und Anregungen aufge-
nommen. Weitere Bürgerinformationen
sollen folgen.
Gemeinsam mit Kommunalpolitik, Kri-
tikern und Befürwortern wurde in Tam-
bach-Dietharz unter der Leitung des
neu gewählten Bürgermeisters Marco
Schütz ein Runder Tisch gegründet.
Auch dessen Anregungen werden in die
Planungen einbezogen. Eingebunden
ist natürlich auch der Landkreis und an
seiner Spitze Landrat Konrad Gieß-
mann: „Wir werden das Projekt positiv
begleiten.“ Besonders begrüßenswert
sei der dialogorientierte Ansatz, um
über Aufklärung und Information den
Rückhalt der Bevölkerung und Entschei-
dungsträger zu gewinnen. Gießmann:
Im Detail ergebnisoffen zu diskutieren
und die Sorgen der Region ernst zu
nehmen, hebt Trianels Vorgehen von
anderen, derzeit laufenden Großpro-
jekten ab.“
Nach dem verheerenden Unglück im ja-
panischen Kraftwerk Fukushima hat
sich Deutschland entschlossen, aus der
Kernenergie auszusteigen. Politik, Ener-
giewirtschaft, aber auch jeder einzelne
ist nun gefordert, den parteiübergrei-
fend beschlossenen und gesamtgesell-
schaftlich gewollten Atomausstieg un-
umkehrbar zu machen. „Es gilt, den
Worten der Energiewende Taten folgen
zu lassen“, sagt Sven Becker, Sprecher
der Trianel-Geschäftsführung. Dazu be-
darf es aus seiner Sicht nicht nur gewal-
tiger Kraftanstrengungen, der Ausbau
der erneuerbaren Energien erfordert
flexible, hocheffiziente Kraftwerkskapa-
zitäten ebenso wie zusätzliche Strom-
speicher. Das heißt allerdings auch: Die
Landschaft wird sich verändern, denn
selbst der kleinstmögliche Eingriff in
die Natur kann dennoch ein großer
Eingriff sein. Und doch ist er die einzi-
ge Möglichkeit, kostengünstig und effi-
zient Strom zu speichern.
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Tambach-Dietharz
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Rennsteig
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geplantes Oberbecken
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Schmalwassertalsperre
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Fotos: Seggy (strassenblick), Trianel